KFZ - Der Stream: Kultur trotz Corona
„Wir sind live in 5, 4…“ – so beginnt Stefan Koch als technischer Organisator mit dem Countdown bis zum Start von „KFZ-Der Stream“ runter zu zählen. Die letzten drei Zahlen werden von Axel Herbst, der eigentlich den „Marburger Abend“ mitorganisiert und nun auch den Stream vor und hinter der Kamera unterstützt, nur noch leise mit den Fingern angezeigt. Es geht los, live aus dem KFZ!
Die Zuschauenden hinter ihren Bildschirmen daheim sehen nun das Bühnenbild, das extra für den Livestream aufgebaut wurde. Ein Kühlschrank, ein zitronengelber Mülleimer, eine Pflanze sowie eine rote Lampe erzeugen die gemütliche Atmosphäre einer WG-Küche. Und dann sind da natürlich noch die beiden Pulte, von denen aus die KFZ-Hauptamtlichen Jasmin Himmelmann und Bernd Waldeck, ebenfalls bekannt vom „Marburger Abend“, „KFZ - Der Stream“ moderieren.
Hinter den Kameras sorgen die Techniker*innen – zum größten Teil ehrenamtlich – dafür, dass alles glatt läuft. Denn der Anspruch des Teams an sich selbst ist hoch. „Wir wollen uns nicht nur durch Inhalte, sondern auch durch unsere Bild- und Tonqualität von anderen Streams absetzen“, erklärt Koch. Für das Team bedeutet das verschiedene Kameraperspektiven, zwischen denen sinnvoll und spontan hin und her gewechselt werden kann, HD-Auflösung und die Übertragung auf zwei Plattformen. Bei Letzteren entschied man sich für Facebook und YouTube. Über die KFZ-Facebook Seite erreicht der Stream viele Nutzer*innen, die den Kanal des Kulturzentrums bereits abonniert haben. YouTube bietet den Vorteil, dass man sich nirgends einloggen muss, um an der Sendung teilzuhaben.
Livestreaming war schon vor Corona eine Idee
Die Idee eines KFZ-Livestreams kam bereits Anfang letzten Jahres auf. Doch während des normalen Programms blieb keine Zeit dafür, sich über Umsetzungsmöglichkeiten und die Beschaffung der benötigten Ressourcen Gedanken zu machen.
Nach dem Lockdown Mitte März stand auch das KFZ vor vielen Herausforderungen. Geplante Konzerte und Veranstaltungen konnten nicht stattfinden, Tickets konnten nicht eingelöst werden. Das war eine Chance, das Livestreaming auszuprobieren. Denn man wollte Marburg natürlich weiterhin bestmöglich „Kultur“ bieten. „Der Stream ist ein Mittel, um den Draht zum Publikum zu behalten“, so Himmelmann. Schnell organisierte man eine erste Videokonferenz, um sich zu besprechen. Und bald darauf schon traf man sich im KFZ, um alles vorzubereiten. Für Stefan Koch war Streaming trotz seiner IT-Erfahrung Neuland. Mittlerweile kann er über verschiedene Mausklicks den Livestream bearbeiten und gestalten. „Was können wir noch leisten?“ ist die Frage, die das Team motiviert, sich von Stream zu Stream zu steigern.
Abwechslungsreiche Themen und verschiedene Künstler*innen
Die Inhalte von „KFZ – Der Stream“ variieren. Im Zentrum steht, dass man Kultur- und Kunstschaffenden trotz Corona eine Plattform geben möchte. Oft findet beispielsweise ein Skype-Interview mit Künstler*innen statt, die bereits im KFZ aufgetreten sind. Auch Personen aus dem Marburger Einzelhandel und der Gastronomie wurden schon digital zugeschaltet und haben erzählt, wie sich ihr Alltag durch die Pandemie verändert hat. Dazu thematisch passende Einspielungen sucht Axel Herbst aus seinem Material von zehn Jahren „Marburger Abend“ heraus.
Des Weiteren möchte man Künstler*innen live auf die Bühne des KFZ holen. Als erstmals nach der Schließung des Kulturzentrums für den Stream wieder Livemusik aufgeführt wurde, ging Jasmin Himmelmann das Herz auf: „Dafür ist die Bühne da!“.
Statt Livemusik tritt diesmal Gast-Poetry-Slammerin Leah Wiegand auf das Podest und trägt zwei ihrer Texte vor. Als sie angefragt wurde, im KFZ für den Livestream aufzutreten, musste sie nicht lange überlegen. Momentan freue Sie sich über jeden Auftritt, obwohl die Kameras und die Interaktion per Chat-Funktion natürlich kein Publikum ersetzen können. Trotzdem wünscht sich das gesamte Team gerne noch mehr Rückmeldung und Beteiligung von den Zuschauenden.
Zukunft des Streams
Momentan ist der Stream eine gute Option, jedoch verfolgt das KFZ die weiteren Entwicklungen hinsichtlich der Lockerungen von aktuell noch geltenden Einschränkungen gespannt. Eine beschränkte Öffnung des Kulturzentrums unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandregeln ist bereits absehbar. Doch wie geht es dann mit „KFZ – Der Stream“ weiter?
Möglichkeiten wären beispielsweise, dass man den Stream auf einmal wöchentlich reduziert. Ansonsten könnte man auch dann stattfindende Events zusätzlich live übertragen oder zumindest aufnehmen und als Einspielung im Stream verwenden. So ist es auch den Fans, die auf Grund des Ticketlimits keine Karte erobern konnten, möglich, das Geschehen auf der Bühne mitzuverfolgen. Sofern Inhalte und die Qualität des Streams dies rechtfertigen, sei auch ein Stream gegen Bezahlung denkbar.
Doch das sind alles erst einmal nur Ideen. „Wie es mit dem Stream wirklich weitergeht, planen wir, wenn es soweit ist“, meint Himmelmann. Bis dahin gilt es die Wichtigkeit von Kunst und Kultur zu erkennen und – beispielsweise durch den Kauf von Hilfsgutscheinen – zu unterstützen. Außerdem solle Marburg den „Hunger auf geile Kulturveranstaltungen behalten und Gas geben, wenn es wieder losgeht!“
Jetzt ist das Team erst einmal für heute fertig. „Das war’s für heute! Vielen, vielen Dank an euch und wir sehen uns Sonntag, 19.00 Uhr“, sagt Bernd Waldeck am Ende der Aufzeichnung. Die Übertragung hat ohne Probleme funktioniert und der Gastauftritt von Leah Wiegand erhielt ausschließlich positives Feedback. Verdient wird der Kühlschrank auf der Bühne geöffnet: Mit Kaltgetränken beginnt die Nachbesprechung des Teams.
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