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„Der kleine Gourmet“: Wie aus einem Spitznamen ein profitables Unternehmen wurde
12.10.2021 Luzie Hegele

„Der kleine Gourmet“: Wie aus einem Spitznamen ein profitables Unternehmen wurde

Als Kim-Christin Blecker ihre Ehefrau Veronika „Vero“ Blecker früher aufgrund ihrer Koch- und Würzkünste liebevoll „Der kleine Gourmet“ nannte, war ihr vermutlich noch nicht bewusst, dass ihr danach benanntes Start-up einige Jahre später mehrfach ausgezeichnet sein und sie sieben Mitarbeiter:innen beschäftigen würden. Doch genau so kam es.

„Der kleine Gourmet“ ist ein Onlineshop für ganz besondere Gewürzmischungen aus besten Zutaten, komplett ohne Geschmacksverstärker, Rieselhilfen oder Zusätze. Gewürze wie „Omas Frikadellen“ oder „Fritten Puder“ verhelfen Hobbyköchen beim einfachen verfeinern ihrer Gerichte oder inspirieren dazu, ganz neue Rezepte auszuprobieren.

„Wir lieben gute Lebensmittel, kreative Küche und vor allem den Genuss beim Essen. So ist die Idee entstanden, Gewürzmischungen zu entwickeln, mit denen man einfach besser Kochen kann“, erzählt Kim von den Ursprüngen ihres mittlerweile fast fünf Jahre alten Start-ups. Den Wunsch, sich selbstständig zu machen, hatten die Gründerinnen, die auch privat ein Paar sind, schon deutlich länger. „Wir wollten beide schon immer ein eigenes Unternehmen führen. Früher haben wir von Gastronomie geträumt. Es gab sogar schon konkrete Restaurantkonzepte, die wir aber letztendlich nicht umsetzen konnten“, erinnert sich Vero zurück. Die Idee mit den Gewürzmischungen kam Kim dann ganz spontan in den Kopf – obwohl sie eigentlich so naheliegend war. „Vero war schon immer eine begeisterte Hobbyköchin und hat seit jeher alle mit ihren Rezepten überzeugt“, verrät Kim, die ihrer Partnerin aus diesem Grund dem Spitznamen „Der kleine Gourmet“ gab. „Als wir uns dann Ende 2016 entschieden haben, unseren Traum vom eigenen Startup endlich zu verwirklichen, war der Name direkt klar.“

Die Idee: Gewürzmischungen nach Veros Rezeptur, die Einzelgewürze ersetzen sollten

Die ersten Gewürzmischungen wurden 2017 in der Küche von Kim und Veros Privatwohnung kreiert. „Wir haben damals mit 33 Sorten gestartet. Zu den allerersten Sorten zählte zum Beispiel „Omas Frikadellen“, das haben wir damals zur Probe an alle Nachbarn verteilt, um uns ein erstes Feedback zu holen.“ Von Beginn an stand fest: chemische Zusätze wie Rieselhilfen oder Geschmacksverstärker haben in den Gewürzen nichts zu suchen.

Mittlerweile beinhaltet das Sortiment knapp 80 Sorten und wird stetig erweitert. Neben Allroundern und Dauerbrennern, wie aus der Reihe „Wie bei Oma“, werden auch saisonale Gewürzmischungen um Ostern und Weihnachten angeboten. Kims Favorit ist übrigens „Kräutis“: „Die landen bei jedem Frühstück auf meinem Brot oder Rohkost-Teller.“ Vero mit ihrer Vorliebe für die mediterrane Küche bevorzugt ihre Kreation „Bologna“.
„Außerdem haben wir mittlerweile auch eine Auswahl an verschiedenen Zubehörartikeln (Schneidebrett, Gewürzregal), sowie Papeterie (Einkaufslisten, Rezepthefte) in unserem Shop“, so Kim. Wer auf die Website des Start-ups geht, findet zudem eine Vielzahl an Rezepten – einfachere sowie schwerere, von Snacks bis zu aufwändigeren Mahlzeiten.

„Der kleine Gourmet“ wächst

Das „Labor“ in der Marburger Privatwohnung haben Vero und Kim mittlerweile gegen zwei Firmenstandorte in Biedenkopf eingetauscht. „Die Wahl, nach Biedenkopf zu gehen, haben wir damals getroffen, da wir hier den alten Laden von meiner Oma übernommen und komplett renoviert haben“, erzählt Kim. „In unserer Manufaktur werden unsere Gewürzmischungen nach unserer geheimen Rezeptur von unseren Mitarbeiterinnen gemischt und danach abgefüllt.“ Die Grundlage bildenden Einzelgewürze bezieht „Der kleine Gourmet“ von zwei deutschen Großhändlern, die die Gewürze importieren und strenge Qualitätskontrollen durchführen. „Unseren Versand haben wir dieses Jahr erst ins 2 km entfernte Wallau ausgelagert“, berichtet Vero. Dort werden die Gewürze dann beklebt und für den Versand vorbereitet.

Denn der Vertrieb der Produkte läuft hauptsächlich über den eigenen Online-Shop. Zusätzlich dazu arbeitet das Start-up mit zahlreichen regionalen und überregionalen Einzelhändler:innen zusammen, die die Gewürzmischungen in ihrem Sortiment mit vertreiben. Dabei sind unter anderem Supermärkte, Dorfläden oder Geschenkeläden. „Vor allem die Nachfrage bei Dorf- und Hofläden wird immer größer und wir bekommen ständig neue Anfragen von Geschäften, die unsere Gewürze vertreiben möchten“, freuen sich die Gründerinnen. Eine Übersicht über alle lokalen und überregionalen Partner findet ihr hier.

Profitabel und mehrfach ausgezeichnet

Die Gewürzmischungen kommen super an. „Wir sind seit unserem zweiten Jahr nach der Gründung profitabel und können seitdem davon leben“, erklären Kim und Vero. Nachdem die beiden 1,5 Jahre alle Herausforderungen zu zweit meisterten, haben sie gemerkt, dass sie bei einigen Aufgaben dringend Unterstützung benötigen. Seit dem Umzug nach Biedenkopf wächst das selbsternannte „SpiceGirls“-Team nach und nach. Aktuell beschäftigt das Duo sieben Mitarbeiterinnen in ihrem Start-up.

Für alle, die gerade mit der Idee spielen, selber zu gründen, haben Vero und Kim einen Tipp: Einfach machen! „Es gibt immer mehr Gründe, die dagegen sprechen zu gründen als dafür. Wenn man eine Idee hat, daran glaubt und bereit ist, alles für sein Start-up zu geben, sind das schon die besten Voraussetzungen. Man sollte sich nicht von Freunden oder Familie beirren oder von seiner Idee abbringen lassen“, sagt Kim. Und sie fügt hinzu: „Denn selbst wenn es sich nicht etablieren sollte, hat man es wenigstens versucht und fragt sich nicht immer, ob man die Chance zu gründen eventuell verpasst hat.“ Mehr Tipps zum Gründen teilen Vero und Kim übrigens seit diesem Jahr in ihrem Podcast „Bullshit Bingo“, der auf allen geläufigen Streaming-Plattformen zu finden ist. Dort sprechen sie über die lustigsten, peinlichsten und unvergesslichsten Momente auf ihrer Reise als Gründerinnen.

Auch bei Wettbewerben konnte „Der kleine Gourmet“ bereits überzeugen. Beim bundesweiten Businessplanwettbewerb „promotion Nordhessen“ wurde das Marburger Start-up 2018 mit dem 1. Platz in der Kategorie „Existenzsichernde Gründung“ ausgezeichnet.

Zukunft: Sortiment erweitern, Kochbuch, Restauranteröffnung?

Als Start-up will „Der kleine Gourmet“ selbstverständlich in den nächsten Jahren weiterwachsen. „Geplant ist außerdem mittelfristig ein eigenes Kochbuch zu schreiben und ein Restaurant zu eröffnen“, verrät Vero. „Außerdem möchten wir unser Sortiment gerne noch im Lebensmittelbereich erweitern und neue Produkte auf den Markt bringen“, ergänzt Partnerin Kim.

Wir sind auf jeden Fall gespannt, was noch so folgt und halten euch auf dem Laufenden. Bis dahin, schaut doch gerne einmal selbst auf der Website vom „kleinen Gourmet“ vorbei oder geht in den nächsten lokalen Laden, der Produkte des Marburger Start-ups anbietet, um eure persönliche Lieblings-Gewürzmischung zu finden. Wir vom Stadtmarketing können euch übrigens „Einhorn Staub“ sehr ans Herz legen. :)

 

Links:

Hier geht’s zur Website vom „kleinen Gourmet“.

Den Instagram-Account von „Der kleine Gourmet“ findet ihr hier.

 

 

 

12.10.2021 Luzie Hegele